Gilead wählt Tubulis als ADC-Partner
Der neue Partnerdeal mit Gilead bringt der Münchner Tubulis Anfang Dezember ein frühes Weihnachtsgeschenk in Form von 20 Mio. US-Dollar Upfront, gefolgt von 30 Mio. US-Dollar beim Ziehen der Option. Weitere mögliche Meilensteinzahlungen könnten insgesamt rund 415 Mio. US-Dollar ergeben. Und das alles für nur ein Zielmolekül im Bereich der soliden Tumoren, gegen das die Tubulis GmbH mit ihrer ADC-Plattform ein geeignetes Toxin-Konjugat entwickeln soll.
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Anfang Dezember gaben Gilead Sciences, Inc. (Nasdaq: GILD) und die Tubulis GmbH (München-Martinsried) ein exklusives Lizenz- und Optionsabkommen zur Entdeckung und Entwicklung eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) gegen ein Ziel für solide Tumore bekannt. Im Rahmen dieser Vereinbarung erhält Gilead Zugriff auf die unternehmenseigenen Plattformtechnologien von Tubulis, die Tubutecan- und Alco5-Plattformen. Beide Unternehmen werden „gemeinsam die beste Technologie auswählen“, heißt es dazu. Tubulis wird die Entdeckungs- und Entwicklungsarbeiten leiten, um einen auf Topoisomerase I-Inhibitoren basierenden ADC-Kandidaten zu entwickeln. Ziel ist es, ADCs mit verbesserten biophysikalischen Eigenschaften und mehr Stabilität zu entwerfen, um bestehende Herausforderungen in der Behandlung wie Haltbarkeit und Nebenwirkungen durch Off-Target-Toxizität besser in den Griff zu bekommen.
Die Technologieplattform von Tubulis ermöglicht eine spezfische Bindung des Toxins über einen Phosphat-Linker und eine homogene Beladung des Antikörpers mit exakt acht Toxin-Molekülen. Durch die Phosphatumgebung ändern sich die biophysikalischen Eigenschaften des Antikörpers zudem derart, dass eine leichtere Durchdringung der angesteuerten Zellmembran möglich wird. Tubulis behandelt seit Sommer dieses Jahres erste Patienten in einer eigenen klinischen Studie.
Dominik Schumacher, PhD, CEO und Mitbegründer von Tubulis, freut sich über die neue Partnerschaft: „Gilead hat eine lange Erfolgsgeschichte in der Entwicklung von Arzneimitteln, die einen bedeutenden therapeutischen Fortschritt bieten. Daher ist Gilead der ideale Partner, um unsere Technologieplattformen zu nutzen und unser Ziel, das ADC-Landschaft grundlegend zu verändern, weiter voranzutreiben.“ Gleichzeitigt betont Schumacher aber, dass „Tubulis weiterhin primär auf die Wertschöpfung durch eigene klinische Entwicklungsprogramme fokussiert bleibt, während wir selektiv Partnerschaften mit führenden Unternehmen der Branche eingehen.“
Gilead ist nicht der erste Partner, der sich die Tubulis-Technologie näher anschauen will. Im April 2023 hatte sich Bristol Myers Squibb in einem Milliardendeal den Zugang zur Technologieplattform für die Entwicklung mehrerer ADC-Moleküle gesichert. Nun folgt Gilead und muss für ein Molekül jedoch schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Vielleicht auch, weil Tubulis durch die kürzliche Aufnahme in die branchenweit ausstrahlende Fierce Biotech Top 15-Liste noch ein bisschen bessere Karten am Verhandlungstisch hat. „Im Rahmen der Erweiterung unseres Onkologie-Portfolios, um die größten Versorgungslücken zu schließen, ist der Zugang zu neuen Technologien entscheidend für den Fortschritt unseres Programms“, kommentierte Flavius Martin, MD, Executive Vice President, Research bei Gilead Sciences. „Mit unserem fortlaufenden Fokus auf Innovationen bei Next-Generation-Therapien und Kombinationen freuen wir uns, mit Tubulis zusammenzuarbeiten, um eine Reihe von Lösungen zu erforschen, die den therapeutischen Nutzen der ADC-Technologie steigern könnten.“
Tubulis erhält eine Vorauszahlung in Höhe von 20 Mio. US-Dollar. Sollte Gilead die Option ausüben, wird eine separate Optionsausübungsgebühr von 30 Mio. US-Dollar fällig. Darüber hinaus ist Tubulis berechtigt, Entwicklungs- und Vermarktungsmeilensteine sowie gestaffelte Tantiemen im mittleren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich auf die Umsätze der vermarkteten Produkte aus der Zusammenarbeit zu erhalten – alles summiert sich auf bis zu 415 Mio. US-Dollar. Tubulis wird die frühen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für das ADC-Programm leiten. Falls Gilead die Option ausübt, wird Gilead die weitere Entwicklung und Vermarktung aller Produkte aus der Zusammenarbeit übernehmen. Unter Geldmangel leidet Tubulis nicht, große Finanzierungsrunden haben einige Millionen eingebracht. Die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum werden nun aber bei Tubulis noch ein Stückchen größer.